Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, ArtLab
Creative Musical Dialogues Between Human and Machine
Fredrik Ullén, David Dolan und Ralph Abelein Piano
Oded Ben-Tal Electronics
17. September 2025, 19–21 Uhr
im Max Planck Institut für empirische Ästhetik, ArtLab
Grüneburgweg 14, 60322 Frankfurt am Main
Eintritt frei. ANMELDUNG erforderlich.
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Das Event ist bereits vollständig ausgebucht. Sie können die Veranstaltung jedoch live auf unserem YouTube-Kanal im Stream verfolgen.
Sie haben sicher schon davon gehört, dass KI früher oder später die Welt erobern wird. Bei uns können Sie eine alternative Perspektive kennenlernen: KI als musikalischer Partner. Seit 2022 entwickelt Oded Ben-Tal JHAIMI (Joint Human AI Musical Improvisation), ein KI-inspiriertes System, das mit menschlichen Interpreten improvisieren kann.
Bei dem Konzert werden Sie drei renommierte Pianisten - Ralph Abelein, David Dolan und Fredrik Ullén - hören, die live miteinander (Duo) und mit dem System (Duo und Trio) improvisieren. Diese Improvisationen werden mit Erklärungen über die Funktionsweise des KI-Systems und die Art und Weise, wie die Pianisten und der Computer gemeinsam Musik schaffen, verknüpft.
Dieses öffentliche Konzert ist Teil eines Kunst-/Wissenschaftsprojekts, das die musikalische Improvisation und das gemeinsame Handeln von Menschen und Maschinen untersuchen soll. Sie werden zudem die Gelegenheit haben, an einer Diskussion mit wissenschaftlichen Experten und professionellen Musikern über das Thema der Ko-Kreativität zwischen Mensch und Computer teilzunehmen.
Über die Veranstaltung
Oded Ben-Tal betreibt kreative Forschung zur Frage, wie generative KI als Partner menschlicher Musiker in der Echtzeit-Improvisation agieren kann. Improvisation vereint zentrale musikalische Prozesse – Zuhören, Aufführen, Erschaffen und Bewerten – in einem Moment, live und spontan. Ein KI-System dazu zu befähigen, sich an dieser Form des Musizierens zu beteiligen, ist eine große Herausforderung. Gelingt dies jedoch, wirft es spannende Fragen nach dem Wesen kreativer Prozesse und der Rolle von Computern als Inspirationsquelle für den Menschen auf.
Im Zentrum von Ben-Tals Ansatz steht die Entwicklung eines Systems, das Pianisten musikalisch zuhören und in Echtzeit auf ihre Beiträge reagieren kann. Anders als viele prominente Beispiele generativer KI basiert das von Ben-Tal entwickelte System – Joint Human-AI Music Improvisation (JHAIME) – nicht auf Imitation. JHAIME ist darauf ausgelegt, musikalisch Eigenständiges beizutragen: Es bringt eine kompositorische Handschrift ein, die aus Ben-Tals künstlerischer Sensibilität hervorgeht und im System selbst kodiert ist. Ziel ist ein fortlaufender, kreativer Dialog mit den Pianisten – eine neue Form des musikalischen Austauschs, die technologisch ermöglicht wird, dabei aber tief in einer über 300-jährigen Musiktradition wurzelt.
Das Projekt ist aus dem vom Arts and Humanities Research Council (AHRC) geförderten Forschungsnetzwerk Datasounds, Datasets and Datasense: Unboxing the Hidden Layers Between Musical Data, Knowledge and Creativity hervorgegangen. Derzeit wird es durch ein Stipendium der VolkswagenStiftung unter dem Titel Creative Musical Dialogues Between Human and Machine: A Novel Approach to Studying Improvisation and Joint Action gefördert – in Zusammenarbeit mit Örjan de Manzano vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik (MPIEA).
Beispiele
Über die Künstler
Oded Ben-Tal ist Komponist und Forscher, der an der Schnittstelle von Musik, Informatik und Kognitionswissenschaft arbeitet. Er untersucht die sich wandelnde Landschaft von Musikkomposition und -aufführung im digitalen Zeitalter und geht der Frage nach, wie Technologie künstlerischen Ausdruck beeinflusst und mitgestaltet. Seit 2016 erforscht er den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Musik: Er nutzt KI sowohl zur Generierung kompositorischen Materials als auch zur Entwicklung KI-inspirierter Systeme für interaktive Live-Performances. Seine Arbeiten wurden durch Stipendien des britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) und der VolkswagenStiftung – in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik – gefördert.
Neben seinen kompositorischen Leistungen ist Ben-Tal als Associate Professor an der Kingston University in London tätig und ein engagierter Pädagoge. Er hat an verschiedenen Institutionen unterrichtet und legt besonderen Wert auf die Förderung von Kreativität und kritischem Denken in der Musik. Sein Lehransatz betont die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit und ermutigt Studierende dazu, sich sowohl mit den theoretischen als auch mit den praktischen Aspekten von Musik intensiv auseinanderzusetzen.
Fredrik Ullén ist Direktor am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Professor für kognitive Neurowissenschaften am Karolinska Institutet in Stockholm und ein international anerkannter Pianist. Seine Forschung konzentriert sich auf die Neuropsychologie von Expertise und Kreativität – insbesondere auf die Gehirnmechanismen, die es Menschen ermöglichen, durch langjähriges, gezieltes Training in einem bestimmten Bereich Höchstleistungen zu erbringen. Zu seinen besonderen Interessen zählen die Frage, wie das Gehirn musikalische Fähigkeiten repräsentiert und steuert, die Rolle intrinsischer Motivation für Lernprozesse und Kreativität sowie das Zusammenspiel genetischer und umweltbedingter Faktoren beim Erwerb von Kompetenz. Darüber hinaus untersucht er musikalische Improvisation als Modell für kreative Problemlösungsstrategien und die zugrunde liegenden neuronalen Prozesse.
Als Pianist verfügt Ullén über eine umfangreiche Diskografie mit bislang 25 Veröffentlichungen, die vielfach international ausgezeichnet wurden. Dazu zählen unter anderem die Gesamtaufnahme der Klavierwerke von György Ligeti sowie – ganz aktuell – die Einspielung von Sorabjis Transcendental Studies, einem der umfangreichsten und anspruchsvollsten Zyklen für Soloklavier.
David Dolan ist international tätiger Konzertpianist, Forscher und Pädagoge. Einen wesentlichen Teil seiner Karriere widmet er der Wiederbelebung der klassischen Improvisationskunst und ihrer Integration in die heutige Aufführungspraxis. In seinen Solo- und Kammermusikauftritten weltweit knüpft er an historische Traditionen an, indem er improvisierte Wiederholungen, Eingänge und Kadenzen ebenso wie Präludien, Zwischenspiele und Fantasien in das klassische Repertoire einbettet. Er ist Professor für klassische Improvisation an der Guildhall School of Music & Drama in London, Großbritannien, wo er auch dasCentre for Creative Performance and Classical Improvisation gegründet hat. Darüber hinaus unterrichtet er an der Yehudi Menuhin School und gibt weltweit Meisterkurse und Workshops. Seine Forschung konzentriert sich auf die Rolle expressiver Narration und Kreativität sowohl im klassischen Repertoire als auch in improvisierten Solo- und Ensembe-Darbietungen. Diese Arbeiten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit dem Imperial College London.
Ralph Abelein ist Jazzpianist, Arrangeur und Komponist. Seit 2005 lehrt er als Professor für Schulpraktisches Instrumentalspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) Frankfurt, mit den Schwerpunkten Jazzpiano, Improvisation/freie Begleitung, Arrangement und Ensembleleitung. Im Jahr 2008 initiierte er an der HfMDK das jährlich stattfindende Projekt Musik für Stummfilme, das 2021 mit dem Hessischen Hochschulpreis für hervorragende Lehre ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus vertritt Abelein die HfMDK im Vorstand der Hessischen Film- und Medienakademie und ist Mitglied des Programmbeirats der Polytechnischen Stiftung Frankfurt am Main für das Projekt Jazz und improvisierte Musik in der Schule. Er war maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung des Masterstudiengangs „MA Bigband“ beteiligt – ein kooperatives Studienangebot mit der hr-Bigband, das 2022 eingeführt wurde. Das Programm leitet er gemeinsam mit Hendrika Entzian und Ed Partyka. Sein gemeinsam mit Jyrki Tenni verfasstes Lehrbuch Keyboard Accompaniment and Improvisation ist bislang in vier Sprachen erschienen. In jüngerer Zeit beschäftigt sich Abelein intensiv mit den Möglichkeiten freier Improvisation im Ensemble und bietet dazu regelmäßig Workshops und Kurse an.
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