Ausstellungseröffnung: Contact Zones — Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi
Mit CONTACT ZONES – Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi kooperiert das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik mit dem Frankfurter Museum Angewandte Kunst. Ausgangspunkt für das gemeinsame Ausstellungsprojekt ist das Artist-in-Residence-Programm INHABIT, in dessen Rahmen pro Jahr drei Gastkünstler:innen unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen für drei Monate im Dialog und Austausch mit Wissenschaftler:innen des Forschungsinstituts arbeiten. Die Ausstellung der zweiten Ausgabe von INHABIT mit den Künstler:innen Murat Adash, Céline Berger und Syowia Kyambi zeigt die künstlerischen Arbeiten, die während der Residencies und im Umfeld des Forschungsinstituts entstanden sind.
Die Eröffnung findet am Freitag, 7. Oktober ab 19 Uhr statt. Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Im Anschluss wird die Ausstellung bis 15. Januar 2023 im Museum Angewandte Kunst zu sehen sein.
Als Format, das inhaltlich, konzeptionell und im Medieneinsatz offen bleibt und keine thematische Vorgabe vorsieht, ist jede Residence-Edition in ihren Fragestellungen und Medien bestimmt durch die jeweiligen Gastkünstler:innen. Als Institut, das sich mit Fragen der Ästhetik beschäftigt, ist die Perspektive von Künstler:innen, die sich mit Neugierde an das Institut und die Forschungsbereiche richten und unterschiedliche Themen und Projekte herantragen, von besonderer Bedeutung. Die künstlerischen Arbeiten sind Ausdruck verschiedenartiger Zugänge auf das wissenschaftliche Umfeld und nicht zuletzt durch Begegnungen, Dialoge und Kooperation informiert. Der Titel „CONTACT ZONES“ verweist auf den Umgang mit einer unterschiedlichen Kultur von Wissen und die Herausforderung einen Dialog zwischen dem künstlerischen und wissenschaftlichen Feld zu entspinnen und eine gemeinsame Sprache und Anknüpfungspunkte zu formulieren. Beschreibt der Begriff „Contact Zone“ in den Kulturwissenschaften soziale Räume, in denen Kulturen aufeinandertreffen, aufeinanderprallen und miteinander ringen, bezieht er sich im Kontext des Residence-Programms auf den Raum der Interaktion zwischen Kunst und Wissenschaft.
Die künstlerischen Arbeiten von Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi lassen sich zudem auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Titel „Contact Zones“ in Verbindung bringen. Sei es in der performativen Praxis von Murat Adash, in der die Verortung von Körpern im Raum verhandelt wird, im Experimentalfilm von Céline Berger, der die Ästhetik des Messens und der Quantifizierung an der Schnittstelle von Körpern und Geräten untersucht, oder in der multimedialen Installation von Syowia Kyambi, die, inspiriert vom Ökosystem und Morphologie der Mangroven, ein rhizomatisches Denken anregt.
Über die Künstler:innen
Murat Adash
Murat Adash wurde 1985 in Hanau (Deutschland ) geboren. Er absolvierte einen MFA in Visual Arts an der School of the Art Institute of Chicago und promoviert zurzeit mit einem praxisorientierten Forschungsprojekt zum Thema Camouflage und Choreografie am Goldsmiths, University of London.
Murat Adash entwickelt in seiner künstlerischen Praxis performative und choreografische Arbeiten, welche in einem Zusammenspiel mit einem erweiterten Mediengebrauch (Performance, Video, Text, Klang und Installation) das Verhältnis und die Beziehungen von Körperlichkeit und Räumlichkeit untersuchen. Durch eine auf Bewegung basierende Praxis schafft er Choreografien, die versuchen, den flüchtigen Charakter physischer Grenzen zu erforschen – insbesondere im Hinblick auf die dynamischen Konturen zwischen Körpern und den Räumen, in denen sie zusammenkommen. Die aktuelle Arbeit Correspondance (Surface) reiht sich als fünftes Kapitel in die Serie ein und beschäftigt sich als szenografisches, choreographisches und filmisches Experiment mit dem Grenz- und Übergangsbereich des Körpers im Raum. In der multimedialen Installation und den Live-Performances wird die Idee von Camouflage als dynamischen Prozess zwischen Körpern und Räumen als Neuansatz erarbeitet, die die Vorstellung eines in sich geschlossenen Subjekts befragt.
Céline Berger
Céline Berger wurde 1973 in Saint-Martin-d'Hères (Frankreich) geboren. Sie studierte zunächst Physik und Materialwissenschaften und war von 1997 bis 2008 für verschiedene internationale Mikroelektronik-Unternehmen als Produktions- und Projektingenieurin tätig. 2012 absolvierte sie ein Postgraduales Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln.
Céline Berger setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit den Sprach- und Bildwelten des täglichen Berufslebens in unterschiedlichen Arbeitskontexten auseinander. Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht die Untersuchung der spezifischen Abläufe, Gesten und Verhaltensmuster, die den Arbeitsalltag in Unternehmensstrukturen charakterisieren. Ihre filmischen und installativen Arbeiten werfen dabei einen kritischen Blick auf die Räume und Architekturen, in denen Arbeitsabläufe stattfinden. Ihre hier gezeigte Arbeit And I measure beschäftigt sich mit dem wissenschaftlichen Begehren des Messens und der Transformation von Daten in Zahlen und Grafiken. Es ist eine kritische Befragung der Situation des Experiments - den Vorrichtungen und Schnittstellen als Orte, an denen sich Erfahrungen und Körpervorgänge in Messungen und Daten verwandeln.
Syowia Kyambi
Syowia Kyambi wurde 1979 in Nairobi (Kenia) geboren. Sie erwarb einen BFA von der School of the Art Institute of Chicago und einen MFA vom Transart Institute (Akkreditiert von der Universität Plymouth, UK).
Syowia Kyambi setzt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit Fragen des Geschlechts, der Erinnerung und Identität im Kontext von kolonialer Geschichte und kulturellen Machtstrukturen auseinander.
Ihre Arbeiten untersuchen, wie die Gegenwart von historischen Konstruktionen beeinflusst wird und wie die Vergangenheit Vorstellungen und Ideen von der Zukunft formt. Fragen danach, was erinnert und archiviert wird und welche Erzählungen von Objekten, Körpern und Geschichten dominieren, sind Ausgangspunkt für ihre künstlerische Praxis und Ansatz, alternative Erzählungen einer normativen Geschichtsschreibung entgegenzusetzen. Ihre aktuelle Arbeit Origins ist Teil einer Werkserie, die sich mit der fiktiven gesellschaftskritischen Figur Kaspale beschäftigt, die Kyambi 2018 als künstlerisches Instrument erschaffen hat, um in politische und kulturelle Kontexte, Architekturen und Aktivitäten zu intervenieren. In dieser neuen Arbeit erforscht Kyambi weiterhin die vielen Leben von Kaspale. Sie bezieht sich nicht auf einen externen Kontext, sondern richtet sich nach innen auf den Ursprung der Figur und Persona, mit der sie eine Scheinwelt aus vergangenen Zukünften und verschlungenen (Un-)Möglichkeiten aufgebaut hat. Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden.