Individuelle Unterschiede in der vorausschauenden Verarbeitung während der Sprach- (und Musik-) Wahrnehmung

Unser Verständnis davon, wie Menschen die dynamische Struktur von Sprache verarbeiten, ist bislang unvollständig.

Die zeitlich-dynamische Struktur der Sprache spielt eine zentrale Rolle auf mehreren Ebenen: So scheint beispielsweise der Silbenrhythmus wesentlich für die Segmentierung gesprochener Sprache und das anschließende Sprachverstehen zu sein. Darüber hinaus tragen dynamische zeitliche Merkmale zum prosodischen Verständnis bei, erleichtern die Unterscheidung von Sprechern in Situationen, in denen mehrere Personen sprechen und ermöglichen Vorhersagen im Gesprächsverlauf.

Beim Sprachverstehen greifen Menschen vermutlich auf vorhersagende Prozesse zurück, die auf bereits bekannten dynamischen Mustern sowie inhaltlichen Vorerfahrungen basieren. Diese Form prädiktiver Verarbeitung könnte erklären, warum wir selbst in anspruchsvollen Hörsituationen flexibel und effizient reagieren können – möglicherweise unter Einbeziehung des motorischen Systems. Dieses Forschungsfeld widmet sich der Untersuchung jener neuronalen Prozesse, die es Menschen ermöglichen, Vorwissen für das Sprachverstehen nutzbar zu machen.