Vorhersagende Verarbeitung in der auditiven Wahrnehmung im Zusammenhang mit Gesundheit und Erkrankung

Dieser Forschungsbereich verfolgt mehrere Ansätze, bei denen die Mechanismen vorhersagender Verarbeitung sowie die Rolle auditiv-motorischer Interaktionen bei Gesundheit und Krankheit untersucht werden.

Ein Beispiel ist die Geburtsblindheit, die mit einem potenziell protektiven Effekt gegenüber Psychosen in Verbindung gebracht wurde. Prädiktive Kodierungsmodelle führen psychotische Symptome auf eine gestörte Balance zwischen Vorhersagen und sensorischer Evidenz zurück – zugunsten einer Überbewertung sensorischer Reize. Es wird angenommen, dass geburtsblinde Personen aufgrund des Verlusts des dominanten visuellen Sinns verstärkt auf Kontexte aus anderen Sinnesmodalitäten zurückgreifen. Dies könnte zu stabileren Vorhersagemodellen führen und so eine mögliche Schutzwirkung gegenüber psychotischen Symptomen erklären.

Ein Ziel dieses Forschungsfelds ist es, besser zu verstehen, wie sich Veränderungen in der prädiktiven Kodierung – sowohl bei Geburtsblindheit als auch bei verschiedenen Erkrankungen – auf die Informationsverarbeitung im Gehirn auswirken.

Ein weiteres Beispiel innerhalb dieses Bereichs ist die Frage, wie sich vorhersagende Verarbeitung bei Menschen mit Hörstörungen – etwa bei Trägern von Cochlea-Implantaten – verändert. Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung verbesserter klinischer Anwendungen und diagnostischer Verfahren beitragen.