Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, ArtLab
The Odd Couple
Human+AI Real-Time Improvisation
Bei diesem Konzert werden die Möglichkeiten der musikalischen Improvisation über die menschlichen Grenzen hinaus erweitert: Konzertpianist David Dolan und ein vom Komponisten und Forscher Oded Ben-Tal entwickelter künstlicher Improvisator führen gemeinsam eine Duo-Improvisation vor.
Die Improvisation basiert auf einem tonal-modalen Idiom, ist aber nicht an einen bestimmten Musikstil gebunden. Der künstliche Improvisator versucht nicht, tonal-modales Denken zu modellieren oder Dolans Material direkt zu imitieren; er ist auch keine bloße Erweiterung von Ben-Tals eigenem musikalischen Idiom. Vielmehr zielt er darauf ab, einen Raum für einen musikalischen Dialog zwischen Mensch und Computer zu eröffnen, indem er neuartiges Material erzeugt, das sich einerseits auf Dolans Musik und andererseits auf Ben-Tals kompositorische Sensibilität bezieht. Der Forschungs- und Schaffensprozess ist daher eine gemeinsame Entdeckung, bei der sowohl Dolan als auch Ben-Tal über ihre bisherigen musikalischen Erfahrungen hinausgehen.
Der Eintritt ist frei. Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, bitten wir Sie, sich vorab unter diesem Link anzumelden.
Zu den Musikern:
David Dolan ist ein internationaler Konzertpianist, Forscher und Lehrer. Er hat einen Teil seiner Karriere der Wiederbelebung der klassischen Improvisationskunst und ihrer Anwendung in Aufführungen gewidmet. In seinen weltweiten Auftritten als Solist und Kammermusiker kehrt er zur Tradition zurück, Improvisationen in Form von verzierten Wiederholungen, Eingängen und Kadenzen sowie improvisierten Präludien, Zwischenspielen und Fantasien in das klassische Konzert-Repertoire einzubauen. Yehudi Menuhins Reaktion auf seine CD „When Interpretation and Improvisation Get Together“ war: „David Dolan gibt der klassischen Musik neues Leben.“ David Dolan ist Professor für klassische Improvisation und deren Anwendung auf Solo- und Kammermusikaufführungen an der Guildhall School of Music and Drama in London, wo er das Centre for Creative Performance and Classical Improvisation leitet. Außerdem unterrichtet er an der Yehudi Menuhin School und leitet Meisterkurse und Workshops in großen Musikzentren und bei Festivals weltweit.
Oded Ben-Tal ist Komponist und Forscher, der an der Schnittstelle von Musik, Informatik und Kognition arbeitet. Seine Kompositionen reichen von rein akustischen Stücken bis hin zu interaktiven, live-elektronischen Stücken und Multimedia-Arbeiten. In den letzten Jahren interessiert er sich besonders für die Interaktion zwischen menschlicher und computergestützter Kreativität. Zusammen mit Dr. Bob Sturm hat er Forschungsansätze entwickelt, in denen er Deep Learning auf Folk Musik anwendet und die kreative Kapazität des daraus resultierenden generativen Systems sowohl innerhalb als auch außerhalb der Folk Tradition untersucht. Er verwendet auch KI-inspirierte Ansätze im Bereich der interaktiven, elektronischen Live-Musik. Maschinelle Hörtechniken in Kombination mit algorithmisch gesteuerten Prozessen eröffnen den Raum für einen musikalischen Echtzeit-Dialog zwischen menschlichen Interpreten und deren computerisierten Gegenstücken.
Im Jahr 2022 rief er das Forschungsnetzwerk „Datasounds, Datasets and Datasense“ ins Leben, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kernfragen zu identifizieren, die die nächste Phase der datenreichen Musikforschung vorantreiben werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem kreativen Musikmachen, ausgehend von seinem eigenen kompositorischen Interesse an der Verknüpfung von menschlicher und maschineller Kreativität und der Erweiterung des Themenbereichs um die Auswirkungen und Anwendungen von computergestützten Mitteln, die für das Musikmachen, das Verständnis und die Auseinandersetzung mit Musik verwendet werden. Seit Januar 2023 arbeitet er zusammen mit Dr. Örjan de Manzano an dem von der Volkswagen Stiftung geförderten Forschungsprojekt Creative Musical Dialogues Between Human and Machine: A Novel Approach to Studying Improvisation and Joint Action.