In einer qualitativen Studie haben wir autobiographische Berichte über solche Erlebnisse gesammelt, kodiert und mit verschiedenen methodischen Ansätzen analysiert: sprachlich (etwa im Hinblick auf wiederkehrende Formulierungen, Verbalisierungsmuster, Wortartverteilungen etc.), narratologisch (Aufbau der Erzählungen, berührte Aspekte des Erlebnisses, Selbsteinbezug) und kategorial (Konstituenten eines musikalischen Schlüsselerlebnisses).

Ziele des Projekts sind die Formulierung eines Konstrukts von musikalischen Schlüsselerlebnissen als ästhetische peak experiences mit geschmacksbildendem Effekt und ihre Integration in die Musikgeschmacks-Forschung.

Unser Datensatz konnte bereits zeigen, dass viele solcher Erlebnisse in der frühen Pubertät auftreten, oft eine zufällige Begegnung mit bislang nicht gekannter (oder nicht besonders gemochter) Musik darstellen und sich vergleichsweise häufig im Live-Kontext ereignen. Eine intensive emotionale und ästhetische Reaktion (im Sinne der von Alf Gabrielsson beschriebenen „strong experiences with music“) gehört ebenso dazu wie ein identifikatorischer Aspekt und eine oft sehr detaillierte Erinnerung an Ort, Datum und Begleitumstände. Die durch Schlüsselerlebnisse kennen und lieben gelernte Musik zeichnet sich gegenüber den durch Sozialisation erworbenen Vorlieben – so eine weitere erste These – durch den besonders hohen Grad des Mögens und der Identifikation aus.

Im weiteren Verlauf sollen Konstrukt und Thesen weiter geschärft sowie die zugrunde liegenden Mechanismen erforscht werden. Schließlich wird es gelten die Frage zu adressieren, wie solch ein plötzliches „Sich-Verlieben“ in unbekannte Musik möglich ist, wie also die jeweilige Musik zur Person passt.

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