Kategoriale Rhythmuswahrnehmung

Die Wahrnehmung rhythmischer Figuren beruht  auf dem Mechanismus der kategorialen Wahrnehmung: die Tendenz der menschlichen Wahrnehmung, die unendliche Vielfalt rhythmischer Nuancen in Bezug auf eine kleine Anzahl prototypischer, als Referenzstrukturen dienender rhythmischer Muster wahrzunehmen. Das Teilprojekt überprüft die gängige Annahme, diese Referenzstrukturen der kategorialen Rhythmuswahrnehmung seien kulturübergreifend an die kleinsten ganzzahligen Dauernverhältnisse gebunden, vor allem 1:1 (ein völlig gleichmäßig pulsierender Rhythmus) und 1:2 (der Prototyp für ungerade Rhythmen). Als Hauptmethode dient ein Experiment, bei dem Versuchspersonen einfache Rhythmen hören und gleichzeitig synchron auf einem kleinen Perkussionsinstrument mitklopfen. Die systematischen Abweichungen zwischen den gehörten und gespielten Rhythmen geben Aufschluss über die perzeptuellen Prototypen der TeilnehmerInnen. Das Projekt erhebt Daten in Mali, Bulgarien, Bolivien, Deutschland, USA und etlichen weiteren Ländern.

 

Publikationen

Polak, R., Jacoby, N., Fischinger, T., Goldberg, D., Holzapfel, A., & London, J. (2018). Rhythmic Prototypes Across Cultures: A Comparative Study of Tapping Synchronization. Music Perception, 36(1), 1–23. https://doi.org/10.1525/mp.2018.36.1.1

Jacoby, Nori und Josh H. McDermott. 2017. Integer Ratio Priors on Musical Rhythm Revealed Cross-Culturally by Iterated Reproduction. Current Biology 27(3): 359–70. doi:10.1016/j.cub.2016.12.031.

 

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