Mittwoch 13.09.2017 14:00 — 16:00
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

IDEA lecture mit Oliver Berli: Grenzüberschreitender Musikgeschmack. Symbolischer Konsum als Mittel der Distinktion und Gegenstand der Legitimation.

Unter dem Begriff der Distinktion verhandelt die Soziologie vielfältige Formen individueller wie kollektiver Besonderung. Die unterschiedlichen Formen der Distinktion sind bereits seit den Anfängen der Soziologie wiederholt ausbuchstabiert worden. Ausgehend von ungleichheitsanalytischen Untersuchungen von Richard A. Peterson und anderen wird gegenwärtig in einer Vielzahl von Studien untersucht, welche Muster „legitimer“ Geschmack aufweisen kann und inwiefern sich ein Wandel von Distinktionsformen in Gegenwartsgesellschaften beobachten lässt. In der ursprünglichen Fassung der zeitdiagnostischen These Petersons wird das Aufkommen eines „neuen“ Distinktionsmusters konstatiert, das sich als inklusiver oder auch demonstrativ toleranter Geschmack beschreiben lässt. Damit stellt diese These vordergründig eine Herausforderung der Bourdieuschen Theorie dar, die für viele distinktionsanalytische Studien eine zentrale Inspirationsfolie darstellt.
Zum Gang der Argumentation: Beginnen werde ich mit einigen Hinweisen zu Geschmack und Distinktion als Gegenstand der Soziologie. Hierbei werde ich lediglich kursorisch auf einige wenige klassische Studien der Disziplin hinweisen. Ausführlicher werde ich anschließend auf Pierre Bourdieus Soziologie der feinen Unterschiede eingehen. Dieser Ansatz verdient besondere Aufmerksamkeit, da gegenwärtig die Themen Geschmack und Distinktion unweigerlich mit Rekursen auf zentrale Studien Bourdieus verknüpft sind. Im zweiten Teil werde ich mich dann spezifischer mit Musikgeschmack als empirischen Gegenstand befassen. Hierfür werde ich zunächst einen kurzen Einblick in den Forschungsstand zum Gegenstand grenzüberschreitender Musikgeschmack aus soziologischer Perspektive geben und dabei aufzeigen, wie sich das Untersuchungsinteresse weiter konkretisieren lässt. Daran anschließend werde ich auf die methodische Anlage meiner Untersuchung zu sprechen kommen. In einem weiteren Schritt werde ich dann zentrale Ergebnisse meiner Auswertungen vorstellen.

Oliver Berli ist Soziologe und lehrt an der Universität zu Köln.

Die IDEA Lectures (Interdisciplinary Debates on the Empirical Aesthetics of Music) versammeln namhafte Stimmen aus dem In- und Ausland, die sich aus den verschiedenen Perspektiven Fragen der musikalischen Produktion und Rezeption annehmen.

Musikwissenschaftler aller Teilbereiche sind ebenso beteiligt wie Musiker, Psychologen, Kognitionsforscher, Soziologen, Philosophen und Ethnologen.

Externe Gäste sind nach Anmeldung willkommen (069 8300 479-201)