Prosarhythmus
Die lateinische Rhetorik sah in der kunstvollen Rhythmisierung ein wirkungsmächtiges künstlerisches Merkmal dichterischer, philosophischer und rednerischer Prosa; sie kam aber über die Vers-analoge Identifizierung einzelner metrischer Gruppen nicht hinaus und hatte keine Möglichkeit, komplexe nicht-lineare Wiederholungsmuster zu identifizieren. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es immer wieder Versuche, dem intuitiv eingängigen Konzept eine analytische Realität zu geben, in der Mehrzahl der Fälle durch das bloße Erfassen der Alternanz betonter und unbetonter Silben. Eine kritische Sichtung des Stands der Forschung (Nolan/Jeon 2014) fand letztlich keine überzeugende Evidenz für koordinierende oder kontrastive Rhythmen von Prosa. Unser Projekt nimmt einen neuen Anlauf, durch Verbindung alter rhetorischer und aktueller linguistischer Theoriebildung mit neuesten Methoden komplexer Mustererkennung dem bislang phantomhaften Konstrukt "Prosarhythmus" eine belastbare Definition zu geben. Dies geschieht durch sowohl Theorie-geleitete wie explorative Arbeit am Konstrukt und parallele Studien zur Prosa einzelner literarischer Autoren.
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