28. September 2022

Ausgezeichnete Forschung am MPI für empirische Ästhetik

Darinka Trübutschek u.a. bei der Preisverleihung

Darinka Trübutschek (4. v.l.) bei der Preisverleihung im Rahmen des L’Oréal-UNESCO-Förderprogramms „For Women in Science“. (Bild: Thomas Rafalzyk/L'Oréal Deutschland GmbH)

Wir leben mit der beständigen Illusion, dass unsere Sinne die Realität objektiv erfassen und widerspiegeln. Doch unsere Wahrnehmung ist kein getreues Abbild der externen Welt, sondern eine subjektive Interpretation ungenauer Nervensignale, die unsere Sinnesorgane an unser Gehirn weiterleiten. Insbesondere unsere vorherigen persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen scheinen dabei in den Prozess der Wahrnehmung einzufließen.

Die Erkenntnis, dass Wahrnehmung und Gedächtnis eng miteinander verbunden sind, bildet die Grundlage für viele Modelle und Theorien über das menschliche Gehirn. Was bisher jedoch fehlt, ist eine vereinheitlichende Theorie, die erklärt, wann und wie genau Wahrnehmung und Erinnerung miteinander interagieren bzw. verschmelzen und welche spezifischen Mechanismen im menschlichen Gehirn dies ermöglichen.

Darinka Trübutschek, Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Neural Circuits, Consciousness, and Cognition am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, zielt mit ihrer Forschung darauf ab, eine solche Theorie zu entwickeln. Gerade erhielt sie für ihre Arbeit zwei der renommiertesten Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler:innen

„Im Rahmen meiner Doktorarbeit* habe ich – entgegen etablierten Theorien – beispielsweise entdeckt, dass visuelle Informationen, die lediglich unterbewusst wahrgenommen wurden, über einen längeren Zeitraum in unserem Arbeitsgedächtnis gespeichert werden und unser Verhalten über mehrere Sekunden hinweg beeinflussen können. In meinem aktuellen Forschungsprojekt versuche ich nun das Zusammenspiel zwischen bewusst wahrgenommenen Erinnerungen und gegenwärtiger Wahrnehmung zu entschlüsseln“, erklärt Trübutschek.

Darinka Trübutschek wurde am 27. September 2022 mit dem L’Oréal-UNESCO-Förderpreis „For Women in Science“ ausgezeichnet. Das For Women in Science-Programm unterstützt Wissenschaftlerinnen weltweit. Hierzulande zielt es vor allem darauf ab, herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kindern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken.

Bereits am 1. September 2022 trat Trübutschek ihr Marie Skłodowska-Curie Individual Forschungsstipendium am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik an. Mit dem Marie Skłodowska-Curie Referenzprogramm unterstützt die Europäische Union vielversprechende Nachwuchswissenschaftler:innen und fördert die interdisziplinäre Forschung und internationale Zusammenarbeit.
 

*Trübutschek et al., eLife, 2017; Trübutschek et al., SciRep, 2019; Trübutschek et al., PNAS, 2019

 

Ansprechpartnerin:

Darinka Trübutschek