02. März 2017

Erweitertes Forschungskonzept in den Neurowissenschaften gefordert

In welcher Weise wirken Gehirn und Verhalten aufeinander ein? Geleitet durch diese und ähnliche Fragen entschlüsseln Neurowissenschaftler seit jeher die Funktionsweise des Gehirns. Die Grundlage dafür bilden vor allem bahnbrechende technische Verfahrensweisen der jüngeren Forschungsgeschichte, durch welche die Sammlung großer Mengen neurobiologischer Daten erstmals systematisch möglich war.

Kann Neurowissenschaft nun aber Verhalten endgültig erklären? Nur ein pluralistischerer Forschungsansatz verspricht Erkenntnis, so die provokante Kernaussage eines kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Neuron erschienenen Artikels. Neuronale Daten allein erlauben keine Rückschlüsse auf psychologische Prozesse, ähnlich wie das Verständnis von Computer-Hardware keine Erklärung von Softwareanwendungen zulasse, argumentieren die Autoren. Die fünf internationalen Hirnforscher, darunter als senior author David Poeppel, Direktor der Abteilung Neurowissenschaften des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, plädieren für einen multidimensionalen Ansatz, der die physiologische Untersuchung von Gehirnstrukturen mit verhaltenswissenschaftlichen Analysen verbindet. Sie treten damit für die Revision eines als überholt zu bewertenden, technokratischen Forschungskonzepts ihrer Wissenschaft ein.

Originalpublikation:

Krakauer, J. W., Ghazanfar, A. A., Gomez-Marin, A., MacIver, M. A., & Poeppel, D. (2017). Neuroscience needs behavior: correcting a reductionist bias. Neuron, 93(3), 480-490.

doi: 10.1016/j.neuron.2016.12.041
 

Kontakt:

Prof. David Poeppel, PhD
Direktor der Abteilung Neurowissenschaften
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt am Main
+49 69 8300479-301 

Dr. Anna Husemann
Forschungskoordination/PR
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt am Main
+49 69 8300479-650