Oha! Schon einfache Laute vermitteln Bedeutung
Wie vermitteln wir Bedeutung in der verbalen Interaktion? Als Teil der Sprachwissenschaft erforscht die Disziplin der Phonosemantik die Fähigkeit von Phonemen, den kleinsten lautlichen Einheiten eines Sprachsystems, Inhalte zu transportieren. Der Begriff Klangikonizität bezeichnet dabei die akustische Repräsentation (z.B. in Form von Lauten) nicht-akustischer Phänomene (wie z.B. räumlicher Größe) - Reize aus den Sinneskategorien Sehen und Hören werden miteinander assoziiert, weil unser Gehirn bestimmte Merkmale dieser Reize als „ähnlich“ einstuft.
Die Ergebnisse einer neuen Studie des Linguisten Jan Auracher am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik zeigen nun, dass die kognitive Verknüpfung zwischen Lauten und Bildern bedeutend über die reinen Größenverhältnisse hinausgehen. „Unsere Studienteilnehmer verbanden den Klang von dunklen Vokale wie „Oh“ nicht nur mit Größe an sich, sondern mit einem Gefühl von Dominanz oder Stärke“, erklärt Jan Auracher. So wurde deutlich: Assoziationen mit sprachlichen Lauten ermöglichen die Vermittlung abstrakter inhaltlicher Konzepte (z.B. eines Bedrohungsszenarios). Die Fähigkeit, zu assoziieren bildet insofern eine Schnittstelle zwischen wahrnehmbaren Eigenschaften sprachlicher Äußerungen und ihrem Verständnis. Auf Basis dieser Erkenntnisse können akustische Eigenschaften von Phonemen auch mit sozialem Verhalten in Verbindung gebracht werden. Die Studie wurde im Fachjournal PLOS One veröffentlicht und ist als Open Access-Publikation abrufbar.
Originalpublikation
Auracher, J. (2017) Sound iconicity of abstract concepts: Place of articulation is implicitly associated with abstract concepts of size and social dominance. PLOS ONE 12(11): e0187196. Doi:10.1371/journal.pone.0187196
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